Dies ist eine Satire über das Merchandising im Star Trek Fandom, die Britta und ich gemeinsam schrieben, als wir 1983 zusammenzogen. Es ist zwar nunmehr über 15 Jahre her, aber bestimmt noch in der heutigen Zeit aktuell. Man kann Kirk, Spock, McCoy und Scotty durch Picard, Riker, Worf und Geordie ersetzen, wenn man möchte, - und es hat nichts an Aktualität verloren. :-)



Das Schicksal eines Trekker-Freundes

Bist du ein Trekker? Ein richtiger Star Trek Fan? So ganz durch und durch? Hast du vielleicht auch einen Freund bzw. eine Freundin? Einen Freund (eine Freundin), der (die) ganz und gar nichts von Star Trek hält? Na, denn viel Spaß! Angenommen, du bist ein Mädchen (das ist einfacher, da es ja mehr weibliche Kirk- oder Spock-Fans gibt als männliche). Also, angenommen, du bist ein Mädchen und hast einen Freund. Dein Freund ist anundfürsich gar nicht dein Typ, da er James T. Kirk, Spock oder McCoy absolut nicht ähnlich ist, weder im Aussehen, noch charaktermäßig. Aber sagen wir mal, du hast ihn trotzdem gern. Er teilt dein Interesse an Star Trek überhaupt nicht. Im Gegenteil, er findet es kindisch, Männer anzuhimmeln, die deine Großväter sein könnten. Statt dessen gibt er sein Taschengeld viel lieber für Autos, Kameras oder Surfbretter aus. Du lächelst natürlich nachsichtig über seine (deiner Ansicht nach) „niveaulosen" Hobbies. Aber du akzeptierst ihn als „Outworlder", da du die Artikel der Föderation respektierst und sie dir zu Herzen nimmst. Auch hast du die nächtelangen Diskussionen aufgegeben, um ihn zu überzeugen, daß Star Trek™ keine Spinnerei, sondern realistischer als 1963er Thunderbirds oder Corvettes sei. Zwecklos! Aber gern hast du ihn doch! Und irgendwie akzeptiert er dich auch mit Kirk und seiner Crew um dich herum.

Nun, und eines schönen Tages nehmt ihr euch eine gemeinsame Wohnung. (Heirat nicht ausgeschlossen!) Und damit nimmt das Schicksal eines Trekker-Freundes seinen Lauf… Der Umzug verläuft eigentlich ganz glatt, - bis auf die Beschwerden deines neuen Lebensgefährten über die schweren Kisten, die gefüllt sind mit Büchern, Newsletters, Modelle, Bilder, Poster, usw. Daß es nur Star-Trek™-Gegenstände sind, erzählst du ihm nicht. Er könnte ja den Transport verweigern. Außerdem wird er es sicherlich später selbst herausfinden. Statt dessen vertröstest du ihn mit einem kleinen Imbiss.

Nach etwa drei Tagen stehen sämtliche Möbel und Kisten in eurer Wohnung. Natürlich noch kreuz und quer, aber du versprichst ihm, dies so schnell wie möglich in Ordnung zu bringen, und du machst dich auch gleich an die Arbeit. Während er die Möbel zurechtrückt und Regale aufhängt, entleerst du die erste Kiste. Da liegen sie nun, die Bücher, die du im Laufe deines Trekker-Daseins gesammelt hast. Stolz betrachtest du die Unordnung und nimmst ein Buch nach dem anderen in die Hand. Vorsichtig blätterst du in den Seiten. (Erinnerst du dich? Das hattest du schon getan, als du die Bücher in die Kisten gepackt hattest. Dieselbe Prozedur!) Du machst es dir im Schaukelstuhl, der zufällig in deiner Nähe steht, bequem und blätterst. Du liest ein paar Zeilen aus diesem Buch und ein paar Zeilen aus jenem Buch. Zwei geschlagene Stunden sitzt du da, blätterst und liest. Bis schließlich dein Freund zur Tür hereinstürzt mit der Frage auf den Lippen: „Haben wir noch irgendwo ‘ne Cola?" Du schaust ihn mit verträumten Augen an und siehst den entsetzten Ausdruck in seinem Gesicht. Dieser Anblick reißt dich sofort aus deinen Träumen. „Klar," antwortest du, „ich hol’ sie dir!" Und du fühlst den skeptischen Blick im Rücken, als du in Richtung Küche gehst.

Einen Raum hast du bereits beschlagnahmt. Dies soll dein Star Trek™ Raum werden. Dein Freund hilft dir, die Regale anzubringen und den Schreibtisch an die richtige Wand zu rücken. Nun läßt er dich allein mit deinem Hobby und begibt sich ins Wohnzimmer. Dankbar rufst du ihm hinterher: „Es dauert bestimmt nicht lange!" Und tatsächlich, bald ist der kleine Raum mit Büchern und Ordnern nur so vollgestopft. „Macht nichts," denkst du dir, „der Rest kommt ins Wohnzimmer!" Dort hat dein Freund gearbeitet wie ein Tier und es steht alles fix und fertig da. „Das Einräumen überlasse ich dir," sagt er, - und deine Augen funkeln. Nach einiger Zeit, es ist mittlerweile 1 Uhr morgens, tritt dein Freund ins Wohnzimmer. „So, der Herd ist angeschlossen. In der Küche…" Er bricht den Satz ab. Und er beginnt von neuem: „Was um alles in der Welt ist denn hier passiert?" Unschuldig antwortest du: „Wieso? Ich habe eingeräumt!" Das Wohnzimmer gleicht einer Bildergalerie, an jeder Wand hängen Poster und Bilder. Es ist kaum Platz übrig, um die Leselampe über dem Schaukelstuhl anzubringen. „Das ist ja fürchterlich!" beginnt er zu toben: „Spock, Kirk, und wie die anderen heißen, an jeder Wand, wo man nur hinschaut. Und dann auch noch die Modelle an der Decke. Selbst die Glasvitrine ist voll mit Star Trek Gläsern und Tellern. Und in jeder Schublade Videos über Videos. Bist du denn übergeschnappt? Man kann hier ja gar keine Gäste mehr empfangen." Du stehst da, mit Tränen in den Augen. (Diese Tour zieht bei ihm fast immer!) „Aber wieso?" schluchzt du, „Es sieht doch ordentlich aus, oder? Ich habe mir soviel Mühe gegeben und jetzt kommst du so an." Da wird er langsam friedlich und bittet dich um Verzeihung. Glücklich versprichst du ihm alles, was er will: Staub zu putzen, Fenster zu putzen, jeden Tag sein Lieblingsessen zu kochen – alles! Er weiß genau, daß du nicht einmal die Hälfte davon halten kannst, was du versprichst (und du bist dir dessen ebenfalls bewußt!), aber er sieht deinen guten Willen.

Am nächsten Tag geht das Einräumen weiter. (Was ein Glück, daß ihr euch frei genommen habt!) Jetzt ist der Flur dein Einräum-Bezirk. Hier hängst du die Filmposter hin, die du auf der letzten Convention für gutes Geld ersteigert hast. (Deinem Freund hast du den Preis nie verraten. Er hätte wieder gesagt: „Dafür kann man ja eine komplette Kameraausstattung kaufen.") Alle drei Filmposter hängen an der einen Wand. An die andere Wand hängst du deine Star Trek™ Waffensammlung: Phasers, Space-Guns, und sogar ein klingonisches antikes Schwert. Zufällig kommt jemand aus dem Schlafzimmer und läuft langsam durch den Flur zur Küche, ständig auf den Boden starrend. Er ignoriert dein Werk. Zwar brummelt er irgendwas vor sich hin, aber er schaut weder dich noch die Wände an. Er ignoriert alles! Als er in der Küche verschwindet, schaust du dich um. „Habe ich irgendwas falsch gemacht?" Minutenlang starrst du die Poster an, aber dir fällt einfach nichts auf.

Aber auch diese Phase dauert nicht lange an. Bis du schließlich in die Küche gehst. Wunderbar! Die Tassen mit den Portraits der Enterprise-Crew würden sich sehr gut in der Küche machen. Außerdem ist noch sehr viel Platz, um noch die kleinen Bilder aufzustellen. Die Blueprints der Enterprise und des Bird of Prey machen sich ebenfalls großartig an den Küchenwänden. Doch dann fällt dir ein, sie könnten durch den Küchendunst zu schnell vergilben. Ach ja, du hattest ja extra Rahmen dafür mitgebracht. So, jetzt sieht es doch wesentlich besser aus! Und wieder kommt dein Freund herein. Diesesmal hat er nur ein nervöses Augenzucken für deine Arbeit übrig. Nach einer langen Schweigepause bittet er dich, zu ihm an den Küchentisch zu setzen. Paß auf! Jetzt versucht er’s auf die diplomatische Tour. „Hör’ zu," sagt er in ruhigem Ton, immer noch mit den Augen zuckend, „muß das denn sein in der Küche? Außerdem passen die Blueprints wirklich nicht zur Kücheneinrichtung. Meinst du nicht, du solltest die Dinger wieder abhängen?" Du überlegst dir die Sache. Ja, eigentlich hat er Recht. Die Blueprints passen wirklich nicht zur Küche. Langsam stehst du auf, gehst zur Wand und nimmst die Blueprints herunter. Dein Freund atmet erleichtert auf und bringt sogar ein Lächeln zustande. Nach halbstündiger Arbeit bist du schließlich mit der Küche fertig. Die Blueprints hast du durch ein Poster mit Scotty im Schottenrock ersetzt. Dein Freund sitzt schluchzend am Küchentisch und bringt kein Wort mehr heraus.

Dann endlich der letzte Raum – das Schlafzimmer! ER macht einige Besorgungen in der Stadt!!!

Um die Einweihung der Wohnung zu feiern, geht ihr am selben Abend in die Pizzeria. Eure Stimmung ist großartig, ihr versteht euch prächtig (nicht zuletzt durch den Lambrusco, den ihr dabei trinkt, obwohl dir ein Saurierbrandy in diesem Moment besser schmecken würde!). Auf dem Heimweg hält er dich fest im Arm! Du sprichst von den Sternen und dem Weltall, während er es kaum erwarten kann, nach Hause zu kommen. Bei seinen charmanten Komplimenten und verliebten Blicken gibst du es schließlich auf, ihm die fantastische Organisation der Vereinigten Föderation der Planeten erklären zu wollen. (Die Tatsache, daß die Enterprise 12 Schwesternschiffe hat, scheint ihn ebenfalls nicht zu interessieren!)

Nach einigen Schwierigkeiten, in die neu erworbene Zwei-Mann-Koje zu steigen, bestehst du bis zuletzt darauf, daß die Lampe auf dem Nachtschränkchen nicht ausgeschaltet wird. Aber mit dem Argument, daß „es doch mit Licht viel romantischer" sei, gibt er sich mehr als zufrieden. Und dann…

…dann treffen sich endlich die innigen Blicke. Du lächelst ihn verliebt an, das Zusammensein in vollen Zügen genießend.

Plötzlich reißt dich eine Stimme neben dir aus deinen Träumen. „Wo, zum Teufel, starrst du eigentlich hin?" Sein Blick folgt dem deinigen auf das Bild des dich charmant anlächelnden DeForest Kelly!…

Love long and prosper!

© Carolin „Hunter" und Britta „Dannan"